Die nördliche Hamburger Straße bietet im Luftbildvergleich kaum Wiedererkennungswert. Lediglich die Hochbahn und das zentrale Gebäude in der Bildmitte haben Krieg und Nachkriegsstadtplanung überdauert. Auch hier erahnt man – wie schon auf dem Luftbildvergleich des südlichen Bereichs – welch dichte und lebendige Großstadtbebauung hier mal vorherrschte. Denn auch der nördliche Teil der Hamburger Straße war von hohem Geschäftsbesatz geprägt. Zahlreiche Markisen und Schaufenster säumen die belebte gründerzeitliche Einkaufsstraße.
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Gut zu sehen ist hier zudem die für Hamburg typische gründerzeitliche Bebauung der Hinterhöfe mit den sogenannten Hamburger Wohnterassen. In städtebaulicher Tradition der Gängeviertel der Innenstadt wurden auch in den Wohnquartieren der damals neuen Arbeiterquartiere rechtwinklig zur Vorderhausbebauung Gassen mit beidseitigen, meist zwei- bis dreigeschossigen Wohnhäusern errichtet. Einige dieser Terassen sind bis heute existent. Vor allem in den weniger stark zerstörten westlichen Stadtteilen findet man sie noch, wo sie mittlerweile meist sehr begehrte Wohnlagen sind. Die Terassen östlich der Alster gingen jedoch vollständig verloren, ebenso wie der Großteil der übrigen gründerzeitlichen Bebauung. So auch die hier im Bild zu sehenden.
Nach dem Krieg wurde der Bereich deutlich aufgelockerter und unstrukturierter wieder aufgebaut. Die einstige Geschäftsstraße wurde zur Einfallstraße für die Einpendler aus dem Hamburger Nordosten und als Zubringer zum einst geplanten Stadtautobahnnetz auserkoren. Die Stadtautobahn wurde letztlich nicht umgesetzt, die Einfallstraße aber blieb. Werktags fahren hier inzwischen täglich über 50.000 Kfz und bringen eine massive Lärm- und Abgasbelastung mit sich. Die Schneise teilt die Gegend in eine schwer zu querende westliche und östliche Seite.
Und so kommt es, dass in integrierter Lage nur wenige hunderte Meter von der U3-Haltestelle Dehnhaide entfernt Wohnnutzung an der Hamburger Straße im Neubau kaum noch möglich ist. Die Flächen entlang des Straßenzugs werden aufgrund der hohen Lärmbelastung stattdessen für Self-Storage-Gebäude genutzt.
Das einzige erhalten gebliebene Gebäude in Bildmitte ist übrigens mittlerweile auch passé. Bei Google Earth war es zwar noch dargestellt, als ich den Luftbildvergleich erstellte. Eine Explosion beschädtige die einstige Dampfbäckerei stark, das ist auch im Google-Earth Screenshot zu sehen. Das Gebäude wurde anschließend abgerissen. Und so bleibt mittlerweile nur noch die U-Bahn-Ringlinie als letzter Zeuge in diesem Luftbildvergleich.