Das Luftbild der östlichen Altstadt bietet einen hohen Wiedererkennungswert. Die bis heute existierenden Kontorhäuser Chilehaus, Ballinhaus und der zentrale Teil des Sprinkenhofs fallen auf den ersten Blick ins Auge. Auch der Mohlenhof am linken Bildrand sowie das ehemalige Gebäude der Hamburger Landherrenschaften stehen noch an Ort und Stelle. Gleichzeitig bietet das Bild auch viele Unterschiede. So sind in der historischen Aufnahme Gängeviertel und Kontorhausviertel noch auf einem Bild vereint. Es lassen sich an diesem Bild gleich zwei bedeutende städtebauliche Zäsuren der Hamburger Innenstadt ablesen.

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Bildquellen: Staatsarchiv Hamburg / Google Earth. ⓘ Weitere Hinweise und Erläuterungen zu Schadenskarte und Luftbildvergleichen.

Zum einen sieht man hier mit dem Entstehen des Kontorhausviertels eine Momentaufnahme der Hamburger Zentrumsbildung/Citybildung der Zwischenkriegszeit. Nach dem starken Stadtwachstum der Industrialisierung wuchs die Stadt rasant nach außen, wo für damalige Verhältnisse zeitgenössische Wohnbebaung errichtet wurde. Die Innenstadt jedoch war noch geprägt von mittelalterlichen Stadtstrukturen, was für den Hamburger Fall die typischen Gängeviertel bedeutete.

Im Zuge der Industrialisierung und dem dadurch einsetzenden Wohlstandszuwachs bildete sich ein immer stärker werdender Dienstleistungssektor heraus, der in den gewachsenen Stadtstrukturen kaum geeignete Flächen in Form von modernen Bürogebäuden fand. Viele europäische Städte überformten daher zumindest in Teilen ihre gewachsenen Innenstädte. Einerseits sollten dadurch die geänderten Ansprüche befriedigt, andererseits auch die kaum noch tragbaren Zustände in den mittelalterlichen Stadtzentren beseitigt werden.

Das Kontorhausviertel war eines dieser großflächigen Stadtsanierungsprojekte, das die City-Bildung in Hamburg durch die Verdrängung von Wohnraum durch Gewerbeflächen stark vorantrieb. Im Bildvordergrund stehen die kürzlich errichteten neuen Gebäude des Kontorhausviertels bereits. Im Bildhintergrund Richtung Steinstraße herrscht noch die mittelalterliche Bebauung der Gängeviertel, die sich teils bereits im Zuge des Abrisse für die Neubebauung befindet.

Zum anderen ist im Luftbildvergleich aber auch eine weitere städtebauliche Zäsur Hamburgs deutlich ablesbar, nämlich die des autogerechten Umbaus der Stadt. Nach dem Krieg wurde der links von der alten Wandrahmsbrücke beginnende und von dort weiter vor dem Chilehaus zum linken Bildrand verlaufende Brauerstraßenfleet zugeschüttet. Die Eckbebauung in der linken unteren Bildecke ging im Krieg verloren.

Anstelle des Fleets trat die neu gebaute Ost-West-Straße. Wo früher die Eckbebauung stand, ist heute der Anschluss an die Straße Dovenfleet/Bei den Mühren. Dafür wurde die im Weg stehende Restbebauung, die den Krieg überstand, abgerissen. Betroffen davon waren unter anderem die hier im Bild zu sehende Wandrahmsbrücke sowie die am rechten Bildrand zu sehenden Altbauten, die den Krieg weitestgehend unzerstört überstanden, dann aber dem Straßenbau weichen mussten.

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