Der Deichtorplatz war früher mal ein Marktplatz. Was man auf dem historischen Foto schemenhaft erkennen kann, sind Menschenmengen inmitten von Marktständen. Hier konnte man die Wechselwirkung zwischen Stadt und Land beobachten. In Massen fand der Umschlag von Obst und Gemüse, insbesondere aus den Vier- und Marschlanden, statt. Mit kleinen Kähnen wurden über den Wasserweg die Agrarprodukte aus den ländlichen Gebieten zur Versorgung der Bevölkerung in die große Stadt gebracht.
Heute heißt der Ort zwar noch Deichtorplatz, von einer Platzsituation kann aber kaum mehr eine Rede sein. Es handelt sich vielmehr um die Deichtorkreuzung. Der Ort ist von massiven Kfz-Infrastrukturen durchzogen und hat sich zu einem städtischen Unort ohne Aufenthaltsqualität gewandelt. Die wenigen öffentliche Flächen, die nicht vom Kfz-Durchgangsverkehr in Anspruch genommen werden, sind teils zum Parkplatz degradiert worden.
Als östlicher Ausgangspunkt der Ost-West-Straße und dem südlichen Ende des Wallringtunnels bestimmen Abgase, Lärm und Stau heute den Ort. Die Deichtorhallen trotzen den widrigen Bedingungen bis heute und bringen zumindest noch ein bisschen Leben in die Gegend. Hier gibt es auch noch eine kleine nicht vom Kfz-Verkehr genutzte Grünfläche vor der nördlichen Halle. Inmitten des Lärms und abgeschnitten vom Rest der Innenstadt lädt sie aber nicht unbedingt zum längeren Verweilen ein. Nur die heute für Kunst- und Fotografieausstellungen genutzten alten Markthallen zeugen somit noch von der vergangenen Nutzung. Dass die beiden Gebäude früher mal Markthallen waren, ist vielen gar nicht mehr bekannt.
Die Brücke unten in der Bildmitte ist die Große Wandrahmsbrücke. Sie hat den Krieg zwar überlebt, ist aber schließlich durch die Nachkriegsplanung zum Wandrahmsteg verkümmert. 1962 wurde sie abgerissen, um den massiven Kfz-Schneisen der Ost-West-Straße und ihren angrenzenden Straßen Platz zu schaffen. Ersetzt wurde sie durch den dort bis heute vorhandenen Wandrahmsteg.