Der Michel aus einer Perspektive von Norden mit Portugiesenviertel im Hintergrund. Der Michel war in der Vorkriegszeit noch umringt von dichter Wohnbebauung. Die geschlossene Bauweise rahmte die große Kirche und schuf teils einen platzartigen Charakter. Zusammen mit dem rechts neben der Aussichtsplattform zu sehenden Schaarmarkt und dem links unten noch angedeutet zu sehenden Großneumarkt gab es hier in dichter Abfolge drei öffentliche Plätze mit klaren Raumkanten.
Bomben haben die Gegend um den Michel im Krieg stark zerstört. Die wenigen übrig gebliebenen Gebäude wurden nach dem Krieg im Zuge des Baus der Ost-West-Straße abgerissen. Von der städtebaulichen Einfassung der Großkirche ist wenig geblieben. Die einst kleinteilige Bebauung mit Wohn- und Gewerbenutzung im Bildvordergrund ist heute zu großen Teilen der stark befahrenen Durchgangsstraße gewichen. Ihr Verlauf ist beidseitig gesäumt von großformatigen Gebäuden mit nahezu ausschließlicher Büronutzung.
Das Portugiesenviertel im Hintergrund war wie ursprünglich weite Teile der Innenstadt flächendeckend mit alten Gängevierteln bebaut (siehe auch den Luftbildvergleich vom Michel aus südlicher Perspektive oder den Luftbildvergleich der nördlichen Neustadt). Nach der Cholera-Epidemie 1892 wurde im Gebiet südlich des Michels die erste und einzige großräumige Flächensanierung in der Neustadt umgesetzt. Dabei wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Gängeviertel zwischen Hochbahntrasse, Hafentor, Schaarmarkt, Michaeliskirche und Herrengrabenfleet weggerissen. Sie wurden durch die im Bild zu sehende, damals zeitgemäße Bebauung ersetzt.
Was wir im Bildhintergrund sehen war damals also ein noch sehr neuer Teil der Stadt und zur Aufnahme des Fotos ähnlich jung wie heute die westlichen Teile der HafenCity. Man erkennt es an den noch jungen und kleinen Bäumen des Schaarmarkts. Ein Teil dieser damals neuen Gebäude hat die Zeit überdauert und wird bis heute als Wohnraum genutzt, beispielsweise der sich östlich zum Herrengrabenfleet zuwendende Bereich. Der westliche Teilraum dieser Flächensanierung ist bis heute als Portugiesenviertel erhalten. Die zentraleren Bereiche südlich des Michels und um den Schaarmarkt hingegen wurden im Krieg zerstört, heute steht dort u.a. das ehemalige Gruner+Jahr Gebäude.